Wir lagen mit Z3 im Arsenal in Kiel an der Pier, als in den Morgenstunden ein Wachsoldat der Wache über das Schiff lief und sich in den jeweiligen Unterkünften nach einem Besatzungsmitglied erkundigte. So kam er auch in die Heizerunterkunft, wo wir noch alle schliefen. Er war sehr aufgeregt und suchte einen Matroden namens "Nick Drähn". Da dieser Name uns unbekannt war, forschten wir, nachdem die Heizerei wach war, weiter, und wir konnten dem Kameraden entlocken,, dass eine Stimme am Telefon war. Wir waren plötzlich hellwach, denn der Kamerad Nick Drähn war in Wirklichkeit der NATO-Alarmruf am Telefon. So wurde es nun der "Quick Train", und das bedeutet: Alle Schiffe auslaufen. Nun sahen wir alle Schiffe, welche im Tirpitzhafen lagen. Sie waren am Horizont zu sehen. Nur Z3 lag in aller Stille im Arsenal. Jetzt kam alles in Trab. Wir in der Heizerei heizten die Kessel aus der Kälte an, und es war wie ein dunkeler Schatten. Unser Schlot schleuderte kohlrabenschwarzen Russ heraus. Die Betten der Bewohner und die Wäsche waren voller Russflecken. Nun tuckerten wir in Richtung Laboe. Hier kamen schon die ersten Schiffe wieder zurück in Richtung Förde, nur wir schipperten mit einer Russwolke von dannen, nur halt mit Verspätung. Es war ein voller Erfolg, denn am nächsten Tag waren wir in der Zeitung mit einem Artikel. Z3, der weisse Schwan der Ostsee unter dem Kommando von Kapitän Fuchs. In der Heizerei war der Hauptbootsmann Bühner und unser ewig freundlicher, lachender Maat Pollewitzer, mit richtigem Namen Gerold Ganze. Es war die schönste Zeit an Bord, denn die Kameradschaft schmiedete alle zusammen. Auch die Tradition der Uniform war noch schön anzusehen, die braun-weissen Takelschuhe halb Leder, halb Segeltuch, die weissen Takelpäckchen zur Arbeit, die graue Lederbekleidung in der Maschine, die Schiffchen fantasievoll dekoriert und bemalt, die dicken Melamintassen zum Frühstück - es war alles noch eine traditionsreiche Marine, und nicht ein Mann konnte sich diesem Reiz entziehen auf all den Reisen.

So möchte ich auch all jenen gedenken, welche in der Fahrenszeit auf See blieben oder auch in den Jahren danach ihre letzte Ruhe fanden auf See und an Land. Wie heisst es so schön: "Vom Landgang nicht heimgekehrt".

Kameraden, es trifft uns alle, die einen früher, die anderen später. Wie sagt man so: Wird einer früh vom Tod betroffen, so hat er sich wohl totgesoffen. Stirbt einer von den alten, hat ihn der Schnaps erhalten. Und wir waren keine Kostverächter bei der Ration vom Teufel Alkohol. Gut Schluck.

Es grüsst Euch Euer Rolf (Ami oder Popeye) von Z3,

ein kleines schmutziges Heizerlein.

Rolf Wiedemann