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Zeitraum April - Mai 1967

...und dann war da noch der Vorfall mit dem blauen Unterrock...

Zuerst waren wir zu Ausbildungsfahrten in der Ostsee unterwegs, hatten dann zur See-Erprobungsfahrt in die Nordsee gewechselt. Und wie es sich für eine See-Erprobung gehört, wahrscheinlich hat die BuMa einen Schlechtwettervertrag für Nordsee-Einsätze, denn das Wetter war genau richtig dafür.

RauheSee.jpg

Donnerstag, 04.05.1967 war Vatertag, die See hatte sich etwas gelegt und wir ankerten dicht vor Helgoland um diesen Feiertag(Chr. Himmelfahrt) und so viele Väter gab es ja noch nicht an Bord, nach der harten Erprobungsfahrt etwas ruhiger angehen zu lassen. Zu der Geschichte gehört noch dazu, dass ich seit April Pantry-Gast in der O-Messe war.

...weiter mit dem Vatertag vor Helgoland...
Es wurde schon langsam dunkel, als ein Mann, er hatte sich zu weit über die Reling gebeugt, außenbords fiel. Nachdem sich zu diesem Zeitpunkt noch mehr Heizer am Mitteldeck aufhielten, einer sprang gleich hinterher, war der Mann schnell wieder an Bord.
Aber durch den Ausruf "Mann über Bord" lief das normale Rollenmanöver ab. Über Bordlautsprecher die Durchsage "Mann über Bord" kam Bewegung ins Schiff. Die Besatzung wurde auf Vollständigkeit und viele waren "Voll", überprüft. Es hätten ja noch welche fehlen können (nach Helgoland rüber schwimmen, Fletcherfahrer sind zu allem fähig). Es war ein hektisches Treiben an Bord, aber es fehlte kein Mannschaftsdienstgrad, dafür kam ein Offizier nicht auf seine Gefechtsstadion. Er musste auf die Brücke hochgeschafft werden und Kmdt FK Prö.... war stocksauer und deshalb kommt jetzt die Pantry ins Spiel...
Ich musste Kaffee zum Ausnüchtern kochen. Die restliche O-Messe hatte nämlich auch so ihre Probleme. Als man festgestellt hatte, dass alle an Bord waren, kehrte der Alltag bzw. die restliche Nacht ein und so wurde noch das eine und andere getrunken um die Nerven wieder zu beruhigen.
Als mein Dienst endlich zu Ende war bin ich auf den Weg ins Achterdeck durch den Waschraum und fand, aus welchen Grund auch immer, einen blauen Unterrock im Putzlappenfaß. Durch die alkoholischen Einflüsse kam ich auf die glorreiche Idee den Unterrock am Seeflaggenstock zu hissen. Bei meinem Zustand hatte ich verdammte Koordinationsstörungen, mir rauschte die Flaggleine aus und ich mußte am Flaggenstock hochkrabbeln und die Leine wieder einfädeln und dabei schwankte nicht nur das Schiff als ich so über den 3-Inch-Rohren hing. Auf jeden Fall hatte ich das blaue Stück am Flaggenmast, es wehte lustig im nächtlichen Wind und ich konnte beruhigt in meiner Koje den Rausch ausschlafen.

Der Morgen war viel zu schnell erreicht und ich hatte Frühdienst in der O-Pantry. Zu meinen Entsetzen musste ich hören wie der I.O. KK Höp.... von
„Meuterei, Blasphemie, Anarchisten und Revoluzzern an Bord“
sprach, er wollte die Kripo, noch besser den MAD wegen der zu erwartenden wehrkraftzersetzenden Aktivitäten an Bord einsetzen. Er war so richtig in seinem Element.

Es war ein spannender Morgendienst und mir fiel erst jetzt wieder die Flaggengeschichte ein.

OGfrWenzel.jpg

Der OGfr bekommt ganz große Ohren in seiner Pantry.

Unterrock vor Helgoland.jpg

So ungefähr muß es ausgesehen haben, was den guten I.O. so in Wallung gebracht hatte.

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Johnny R. Wenzel HGfr. SE 11 - 3 Jahre+6 Monate & 54099,8 sm auf Z3 gefahren