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Finanzprobleme in UK

Z3, 1961. Mehrwöchiges Manöver: Nordsee, Englischer Kanal, Biscaya, Sturm und Seegang mit den üblichen Begleiterscheinungen. Dann endlich mehrtägiger Besuch im Navy-Hafen von Plymouth. Die Freiwachen können mit dem Linienbus nach Plymouth-City fahren. Beim Zahlmeister tauschen wir britische Währung ein. Die war gar nicht so einfach, denn die Briten hatten bei ihrer Währung das Dezimalsystem noch nicht eingeführt. 1 Pfund hatte 20 Shilling und 1 Shilling hatte 12 Pence. Damit geh mal einkaufen! Ich haben den Verkäuferinnen jeweils vertrauensvoll Geld hingelegt und das Rückgeld dann ebenso vertrauensvoll entgegen genommen.

Bemerkenswert waren die 1-Penny-Münzen aus Kupfer. Der kleinste Wert, aber die größten und schwersten Münzen. Nach meiner Schätzung hatten sie den Durchmesser von 25 bis 30 mm! Sie waren schon Jahrzehnte im Umlauf und entsprechend abgenutzt. Auf einigen konnte man die Prägung nur noch erahnen. Diese 1-Penny-Münzen waren bei uns sehr begehrt, wohl auch wegen des krassen Gegensatzes von Größe und Wert.

Kennt ihr noch das Messingputzmittel in den Metallflaschen? Ich meine, es hieß Kaolin, Bordvariante des Haushaltsmittels Sidolin. Und dann fing erst einer damit an, dann immer mehr die großen Kupfermünzen spiegelblank zu putzen, warum auch immer, ich habe es auch getan.

Fahrt mit dem Linienbus in die City, Fahrpreis für eine Strecke 3 Pence. Im Bus gab es noch den Conducteur, der zum Kassieren durch die Reihen ging - es war 1961! Als er beim ersten German-Sailor ankam, reicht ihm dieser 3 blitzblanke 1-Penny-Münzen. Er war zwar etwas erstaunt, ließ sich aber kaum etwas anmerken, very british. Der zweite gab ihm ebenfalls die mit viel Liebe polierten 3 Münzen, seine Verwunderung wurde deutlicher. Beim dritten hielt er es nicht mehr aus: Er hielt die Münzen in die Luft und teilte allen Fahrgästen lautstark mit, dass die Deutschen nicht ganz normal sein können. Sie putzen jede Münze, bevor sie damit bezahlen, unvorstellbar!! Natürlich bezahlte der vierte Sailor sofort "mit gleicher Münze" und da mussten wir -wir waren sechs - laut lachen. Der Ersttäter informierte dann den Conducteur und die Fahrgästen darüber, dass wir uns hier einen Joke ausgedacht haben. Die Briten freuten sich und lachten mit uns, es wurde sogar Beifall geklatscht.

Ja, die Briten haben Humor und verstehen Spaß!

Viele Grüße von Uwe Hecht