Home Navigationspfeil Anekdoten Navigationspfeil Besuch in Kopenhagen

Ich habe folgende Anekdote erlebt.

Wir lagen Anfang August 1962 zusammen mit Z5 und Z4 in Kopenhagen, es war ein offizieller Besuch. Während dieser Zeit hatte ich an einem Tag Wache, und befand mich also an Bord, als sich eine große Demonstration bildete. Einige Demonstranten wollten mit einem Schlauchboot mit roter Farbe Hakenkreuze an die Bordwand pinseln. Ein Bootsmann mit einigen Mannschaftsmitgliedern versuchten die Schlauchbootleute mit Bootshaken an ihrem Versuch zu hindern. Während der Zeit wuchs die Demonstration an der Langen Linie immer weiter an. Die Polizei gab uns die Erlaubnis mit Wasserwerfen die Demonstranten zurückzudrängen. Da ich unsere Feuerlöschanlagen noch nie im Einsatz gesehen habe, wow, war ich erstaunt wie hoch der Löschstrahl ging, als das Kommando für den Einsatz des Löschwassers kam.

Das Mundstück des Löschschlauches wurde von mehreren Männern gehalten und wurde erst mal senkrecht in die Höhe gehalten. Das hatte aber schon gereicht, wir brauchten gar nicht in die Menge zu spritzen. So schnell habe ich noch nie eine so große Menge Menschen rennen gesehen.

Das war's dann für's erste. Ich hatte anschließend Wache an der Stelling, als so gegen Mittag ein Mann in Zivil an Bord kam und mich nach einem diensthabenden Offizier fragte. Durch die abgelaufenen Gegebenheiten war ich nicht gerade sehr freundlich. "Der WO hat gerade keine Zeit, er ist zu Tisch", sagte ich.
Der Mann sagte daraufhin, er könne mein barsche Haltung verstehen, aber nicht alle Dänen wären so unfreundlich wie die Demonstranten, er wolle einen Soldaten zu einem Essen mit seiner Familie einladen. Ich war nun selbst bestürzt und habe beschämt gesagt, dass ich den WO holen würde. Der WO war natürlich nicht zu Tisch, zusammen mit mir kam er an Oberdeck und sprach mit dem Herrn. Der WO kam dann zu mir herüber und sagte: "Gefreiter Mack, das ist doch was für sie, sie haben doch sowieso heute Geburtstag." Worauf ich sagte: "Aber Herr Kaleu ich habe doch Wache." Er sagte dann: "Na Mann, glauben sie, das bekommen wir nicht ohne sie hin, machen sie schon, und gehen sie mit." (Es war der 5. August und ich hatte tatsächlich Geburtstag, es wurde ja üblicherweise morgens über Lautsprecher durch alle Decks ausgerufen, was mich gleich einige Kästen Bier gekostet hat).
Nun, der Mann hat sich riesig gefreut, dass er auch noch einen Soldaten mitnehmen durfte der auch noch Geburtstag hatte und ich war sehr beschämt. Wir fuhren zu seinem Haus, er stürmte zu seiner Frau und sagte zu ihr: "Hör bitte sofort auf mit kochen, ich bringe einen Geburtstagsgast." Er ging an ein Telefon, hat einige Anrufe getätigt und kam gleich wieder zurück und sagte er habe einen Tisch in einem Restaurant erhalten, wir fuhren gleich los. Es stellte sich heraus, der Mann war ein betuchter Unternehmer.
Das Restaurant war damals mit Abstand das nobelste das ich in meinen jungen Jahren gesehen hatte. Das Essen war superb und sehr umfangreich. Wir haben uns dort noch bis zur Kaffeezeit aufgehalten und sind nach dem Kaffee wieder zum Haus der Familie zurückgefahren.
Man bot mir etwas zum trinken an und die beiden sagten zu mir, sie möchten mich für einige Minuten alleine lassen.
So nach 15 Minuten etwa kamen die beiden freudestrahlend zurück und sagten mir, sie hätten beschlossen mit mir in ein Varietee zu gehen.
Es war fantastisch, aber ich habe mir gegen 24 Uhr langsam Sorgen gemacht, denn ohne Urlaubschein hatten wir üblicherweise Ausgang bis 24 Uhr. Die beiden beruhigten mich und sagten mir: "Das bekommen wir mit ihren Vorgesetzten schon hin", da solle ich mir keine Sorgen machen.
Gegen 4 Uhr morgens wurde ich wieder an Bord gebracht. Ich hatte einen wunderbaren Tag erlebt und mich dankend von den beiden Dänen verabschiedet.

Zufällig hat der WO gerade seinen Nachtrundgang gemacht als ich zurückgekommen bin und mich gefragt wie es denn war.

In meiner ganzen restlichen Marinezeit war ich niemals mehr unfreundlich, wenn Zivillisten an Bord kamen und eine Auskunft wollten, auch wenn ich nicht mit einer Einladung rechnen konnte.

Matthaeus Mack OMaat d. R.
(Als Gefreiter Rd 23er an Bord von Z6)