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Als meine Ausbildung in der Technischen Marineschule II (TMS II) nach sechs Monaten beendet war, wurde ich am 01.04.1965 von Bremerhaven aus zu meinem Bordkommando auf Reisen geschickt. Ich war in einer freudigen Erwarftung, nun endlich auf einem Zerstörer fahren zu dürfen. Auf der Tirpitzmole in Kiel angekommen wurde ich einem Deck zugeteilt. Die Heizer (MD 41-43) hatten ihr Deck achtern.

Meinen Seesack voraus schiebend ging ich an Bord. Ein großer "Deckel" war der Eingang zum Niedergang. Am Niedergang drückte ich meinen Seesack hinein ins Heizerdeck. Ich kam aber aus dem Staunen nicht wieder raus, denn drei Mal kam der Sack postwendend wieder nach oben. Ich war schon richtig sauer. Beim dritten Mal kam hinter dem Seesack jedoch ein Obergefreiter mit nach oben und meinte, erst käme ich, und der Seesack bliebe solange oben bis alle "Neuen" eingeteilt wären. Ich glaubte im falschen Film zu sein, denn davon hatte man mir auf der TMS II nichts gesagt. Doch ich war ein Rheinländer unbd somit nicht auf den Mund gefallen. ("Häßß do en Ratsch am Kappes? Minge Seesack!")

Mit wenigen Sätzen war ich unten. Vor mir eine "Sitzgruppe", an dem einige Kameraden eine Feier hatten. Im Deck war der Boden etwas feucht; war aber kein Wassereinbruch. Es war nur Bier. Die Bierkisten stapelten sich hinter den am Tisch sitzenden Kameraden. Nachdem ich mich vorgestellt hatte, wurde ich erst einmal belehrt, wie eine Meldung im Deck vorzunehmen sei. Also: "Gefreiter Peter Buderath, melde mich ins Heizerdeck." Ein kräftiger Obergefreiter, genannt "Atos", machte mir dann klar, dass ich zuerst mal einen Einstand zahlen müsse.

Fünfzig DM kamen von mir dann rüber - mein letztes Geld.Auf meine Frage, wann ich das Wechselgeld von 45 DM zurückbekommen würde (eine Kiste Bier kostete 5 Mark), erklärte mir Atos, das würde ich dann schon sehen. Ich wollte mir den Fünfziger wieder greifen, doch da kam plötzlich eine Faust dazwischen und meine Augenbraue war offen.

Am anderen Tag bei der Musterung auf dem Achterdeck kam dann der nächste Schreck. Auf die Frage des Oberbootsmanns, wo ich denn die Verletzung her habe, antwortete ich, dass ich mich an einem runden Rad verletzt habe. Der Oberbootsmann erklärte mir darauf, dass das kein "rundes Rad", sondern ein Feuerlöschventil gewesen sei. Und damit ich die Begriffe besser lernen konnte, durfte ich mal schnell eine Runde über Deck laufen. Zur damaligen Zeit war ich noch bestens im Saft (sportlich). Ich lief los. Die Backbordseite rauf, und die Steuerbordseite runter. NAch Rückkehr von der Runde mußte ich sie wiederholen, weil ich nicht in der richtigen Reihenfolge gelaufen war (Steuerbord rauf, Backbord runter).

Nch drei Tagen hatte man mich akzeptiert. Ich bekam das Wechselgeld zurück, und ich durfte mir sogar eine Koje an der Backbordseite aussuchen.

Übrigens, "Reinschiff" mussten wir Neuen abends auch machen. Eine Flasche Bier war dann meistens für uns übrig. So habe ich meine ersten Tage im Heizerdeck von Zerstörer 1 erlebt. Die Zeit danach war hart aber schön. Ich würde heute wieder auf solch einen Zerstörer gehen.

Peter Buderath