Tanztee


Es war im Frühjahr 1963. Mit Z2 hatten wir die jährliche Werftliegezeit bei der Lloyd-Werft in dem "geliebten" Bremerhaven. Viele Kameraden waren im Urlaub oder auf Lehrgängen. Die meisten "Heizer" (Maschinenpersonal) waren noch an Bord und wohnten auf den alten Räumbooten, die als Wohnboote umgebaut waren.

Mit dem Werftpersonal hatten wir ein sehr gutes Verhältnis. Man kannte sich ja schon von vergangenen Werftzeiten. Wir hatten diese Fachleute oft bewundert, wie sie aus denm entferntesten Ecken der Kessel- und Turbinenräume die schwersten Maschinenteile mit mehreren Hubzügen an Oberdeck schafften. In der Werft waren wir Heizer nicht die schneidigsten Soldaten. Manche "wichtige" Besprechung wurde bei Bier und einigen Kurzen in der Werftkantine abgehalten.

Anlässlich einer solchen Zusammenkunft kam unser Schreibstuben-Omt Manfred auf die gute Idee, am kommenden Sonntag einmal keinen Alkohol zu trinken und nur bei Kaffee und Kuchen ein paar Stunden beim Tanztee im Bürgerpark zu verbringen. Der Vorschlag wurde angenommen.

Am Sonntagnachmittag zogen 3 Obermaate "gebügelt und gestriegelt" Richtung Bürgerpark. Es war bei Kaffee und Kuchen ein schöner Nachmittag. Tänzerinnen gab es genügend. Die Damen, die wir aus dem "Oberbayern" kannten, haben wir bei dieser Veranstaltung nicht getroffen.

Als wir auf dem abendlichen Heimweg an der Ecke Hafenstraße/Rickmerstraße die uns bekannte Gaststätte "Union-Eck" erkannten, hatte einer meiner Freunde den guten Einfall, entgegen allen guten Vorsätzen ein Bier dort zu trinken. Naja, ein Bier? Es war in der Kneipe schöner und gemütlicher als auf unseren Wohnbooten.

Der Wirt schenkte reichlich Bier nach, schnell hatten unsere Uhren die kleinen Zahlen überschritten. Als die Werftarbeiter zur Arbeit mussten, bestiegen wir leicht schwankend unsere Wohnboote. Auf die Walzerklänge nur bei Kaffee und Kuchen im Bürgerpark wurden wir noch lange von unseren Kameraden lachend angesprochen.

Dieter Birkenbeul, Omt.